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Weil uns das Fleisch nicht Wurst ist

   

Seekuh und Gleinkersau – so charmant kann ein BIO – Seerestaurant funktionieren!

Wir kennen sie alle. Pommesbuden mit Softeismaschinen. Viel nackte Haut, tausende Wespen und schreiende Kinder. Vor so etwas graut mir sowohl in Frei- wie auch in Seebädern.

Das es auch anders aussehen kann, zeigten uns Gunda und Klaus Dutzler – Inhaber des Slow Food Wirtshauses Seebauer am Ufer des Gleinkersees im Mai 2020. Auf der Liegewiese tummeln sich im Sommer über 800 Menschen am Tag, was bei dieser Größe natürlich sehr voll erscheint. Daher liebe ich den See im Frühsommer und im Herbst. Die Menschenmassen halten sich in Grenzen und aufs Essen braucht man nicht lange zu warten.

   

Das Essen ist auch der Grund, warum ich immer wieder so gerne hierher zurückkehre.

Slow Food war mir ein Begriff, aber bei einem Event war ich noch nicht dabei. Gunda und Klaus Dutzler luden uns zu einer Hofbesichtigung mit anschließendem Besuch beim hauseigenen Metzger ein.

Bei strömendem Regen empfing uns Klaus mit tollem heißen Kaffee im Gasthaus Seebauer. Das schlechte Wetter zog sich leider schon durch den gesamten Frühsommer und machte die Saison sehr ruhig. Campinggäste reservierten und sagten wieder ab, zum Baden kam natürlich keiner. Aber Klaus liebt diese ruhigeren Tage, an denen die Gäste nur wegen dem hervorragenden Essen kommen.

Das Essen nehmen die Gastgeber sehr ernst.

Ihre Produkte kommen vom eigenen Hof oder der Umgebung. Klaus hält Schweine und Kühe auf seinen Wiesen rund um den See. Diese alten Rassen fühlen sich pudelwohl und haben ein Leben, von dem so ziemlich jedes Tier träumen würde. „Natürlich sieht so keine Standard-Bio-Haltung aus, aber auf meinem Hof und bei meinen Gerichten auf der Speisekarte möchte ich keine Abstriche machen“, erzählte uns Klaus.

Als Chefredakteur der ORF Serie „Am Schauplatz“ weiß er nur zu gut wovon er spricht. Er gab uns einen Einblick in die Auflagen der österreichischen Tierhaltung und das Unwissen der Bevölkerung.

Manche Gütesiegel in Österreich weisen zum Beispiel nur darauf hin, dass das Fleisch in Österreich weiterverarbeitet oder zerlegt wird, jedoch nicht aus Österreich stammt. Gerade in Großküchen oder bei Mittagsmenus um 4,90,- Euro das Schnitzel darf man sich kein heimisches Qualitätsfleisch erwarten. Der Unterschied zum Bio-Produkt wäre jedoch marginal höher, bliebe jedoch in der Pfanne bei seinem Anfangsgewicht. Meist schrumpft herkömmliches Fleisch um 30-40% in der Pfanne, da das Wasser austritt und verdampft. Man habe in Summe das gleiche Gewicht an Fleisch, wie das teurere Bio-Produkt. (Anmerkung: Bericht Am Schauplatz vom 18.6.2020 – Wo das Schnitzel herkommt)

Nach dem Besuch auf seinen Weiden fuhren wir zu seinem ganzjährig, fix angestellten Metzger. Neben dem Wursten erfuhren wir mehr über die Farbgebung und den Salzgehalt herkömmlicher Wurstprodukte.

   

Wurst in Bioqualität behält nicht lange ihre schöne Farbe, weil Farbstoffe aus der Natur vergänglich sind und der Salzgehalt bewusst niedrig gehalten wird. Somit ist im Umkehrschluss ganz offensichtlich, was in herkömmlich verpackter Wurst enthalten sein muss, damit das Ablaufdatum bis zu drei Wochen beträgt.

Nach dem Besuch beim Slow Food Event wird mir einmal mehr klar, wie wichtig nachhaltiger Konsum und bewusster Genuss ist. Viele Eckdaten sind mir erst jetzt bewusst, obwohl mein Hausverstand schon früher aufhorchen hätte können.

Ich möchte mich beim gesamten Slow Food Österreich Team für die Einladung und Familie Dutzler für die interessanten Einblicke bedanken.