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Der Duft Indiens

 

 

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Samstag Nachmittag in Wels. Drei Nachbarinnen treffen sich, um gemeinsam zu kochen. Eine von uns ist Inderin, die beiden anderen wissbegierige Hobbyköchinnen, die erste Einblicke in die hohe Kunst der indischen Küche bekommen möchten. Sukhi beginnt aus ihrer großen Tasche auszupacken: Im ersten Gefäß, bedeckt mit einem Geschirrtuch, wartet der Naan-Brotteig. Dann kommen vorgekochte Kichererbsen, von denen sie uns erzählt, dass sie früher wie Unkraut auf ihren Feldern im Norden von Indien gewachsen seien. Sukhi wuchs in einem Dorf im Norden von Indien auf.

Ihre Eltern hatten eine Landwirtschaft und sie musste von klein an mitarbeiten. In Indien beginnt mit drei Jahren die Schule. Ihr Vater war selbst Lehrer und hatte zusätzlich die Landwirtschaft mit vielen Tieren und großen Feldern. Sie stand jeden Tag um vier Uhr morgens auf um zwei Stunden lang die Kühe zu melken, fuhr danach in die Schule und um 14 Uhr zurück nach Hause wo am Feld die reifen Gemüsesorten geerntet werden mussten. Danach warteten Hausaufgaben und Lernsachen. Sukhi ist mittlerweile ausgebildete Lehrerin. Die Liebe zu ihrem Ehemann verschlug sie nach Österreich und hier leben sie mit ihren bezaubernden Kindern nicht weit von uns entfernt.

Während wir gemeinsam alles vorbereiten erzählt sie uns mit einem Lachen, dass sie sehr gerne kocht, aber am liebsten österreichisch. Warum? Weil es meist schneller geht, als in der indischen Küche. Nach drei Stunden am Herd verstehen wir zwar diesen Einwand, haben aber selten so gut und aromatisch intensiv in Österreich gegessen. Sukhi berichtet uns von ihrem Heimaturlaub mit ihrer damals zweijährigen Tochter, die bis dahin nur österreichische Küche gegessen hatte.

Das Unbekannte konnte sie damals nicht wirklich begeistern und somit beschlossen sie, zuhause einmal pro Woche wirklich indisch zu kochen.Der schönste Moment bei uns in der Küche aber war, als sie ihre Schatzkiste an Gewürzen auspackte. Eingefasst in einem runden Gefäß mit Deckel stehen die wichtigsten indischen Gewürze in kleinen Metallschälchen. Garam Masalla wird in der indischen Küche so verwendet wie bei uns Salz. Es kommt überall mit hinein und es gibt auch kein vergleichbares Gewürz bei uns. Es besteht aus einer Mischung vieler Gewürze wie Zimt, Koriander, Kreuzkümmel, Muskat, Kardamon, Nelken und Lorbeeren.

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Knoblauch-Ingwer-Paste

Diese simple Idee werde ich zuhause sofort nachmachen. Ingwer und Knoblauch schälen, in kleine Stücke schneiden und in einem Mixer fein pürieren. Etwas Wasser dazu geben und in Eiswürfelformen für zwei Stunden anfrieren lassen und danach in einem Frischhaltebeutel im Eisfach einfrieren. Damit hat man immer einen Knoblauch-Ingwer Würfel fertig zur Hand. Grenzgenial!

Butter Naan – indisches Fladenbrot

  • 250 g glattes Mehl
  • 1 EL Germ, trocken
  • 1 EL Backpulver
  • 1 EL Salz
  • 1 Ei
  • Öl
  • lauwarmes Wasser

Zubereitung

Einen Esslöffel Germ in einer kleinen Tasse mit lauwarmen Wasser verrühren. Das Mehl mit dem Backpulver und dem Salz vermischen und dann die Tasse mit laufwarmen Wasser unterrühren. Danach ein Ei dazu geben und mit lauwarmen Wasser und Mehl zu einem Teig verkneten. Den Teig in eine Schüssel legen, mit etwas Öl bestreichen und zugedeckt mindestens eine Stunde gehen lassen. Da ich das Rezept noch nie selbst probiert habe, habe ich leider keine genaueren Angaben für euch.

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Grundbasis für alle drei Gerichte

Einen Topf bodenbedeckt mit Sonnenblumenöl erhitzen. Darin zwei Teelöffel indischen Kümmel kurz anbraten. Eine Handvoll klein geschnittenen Zwiebel darin goldbraun anbraten. Wenn sich der Zwiebel beginnt am Topfboden anzulegen, klein geschnittene Tomaten dazu geben. Solange köcheln lassen, bis sich die Tomatenstücke praktisch aufgelöst haben. Danach mindestens zwei Esslöffel Knoblauch-Ingwer Paste dazu geben und verrühren. Drei Esslöffel Joghurt unterrühren. Jetzt kommen die Gewürze. Sukhi dosiert alles nach Bauchgefühl. Ungefähr drei Teelöffeln Garam Masalla, einen Teelöffel Kurkuma, drei Teelöffeln Salz. In einem Mörser schrotet sie noch indische Korianderkörner, da sie den echten indischen Koriander frisch nicht bekommen hat. Davon noch zwei Teelöffeln in die Basis leeren und gut umrühren. Kurz abschmecken, fertig ist die Grundbasis für unsere drei Gerichte.

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Channe – Kichererbseneintopf

In unsere Grundbasis schütten wir geschälte und klein gewürfelte Kartoffelstücke. Mit etwas Wasser aufgießen und solange köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind. Danach die vorgekochten Kichererbsen dazu geben, durchmischen und zugedeckt köcheln lassen. Abschmecken und fertig ist das unglaublich tolle vegetarische Gericht.

Gachar Matar – Karotten, Kartoffel, Erbsenpfanne

In unsere Grundbasis (dieses Mal haben wir das Joghurt weggelassen) die Karotten, die Kartoffeln und die Erbsen geben, gut verrühren und zugedeckt anbraten bis alle Zutaten bissfest sind. So einfach und so gut. Wir kürten es zu unserem Favorit. Ich habe bisher selten so geschmacksintensiv vegan gegessen.

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Curry Chicken

In unsere Grundbasis haben wir zwei Zentimeter große Hühnerbrustwürfeln gegeben und gut verrührt. Kurz anbraten und mit etwas Tomatenmark, einem halben Becher Joghurt und Wasser aufgießen. Zugedeckt für mindestens 30 Minuten köcheln lassen. Danach mit etwas aufgelöster Maisstärke binden.

Dahi – Joghurt zum Dippen

Dafür drei Becher Naturjoghurt und einen Becher Sauerrahm in einer Schüssel verrühren. Mit etwas Milch strecken und mit Garam Masalla und Salz abschmecken. Eine kleine rote Zwiebeln fein würfeln und in etwas heißem Wasser ziehen lassen, um die Schärfe zu nehmen. Zwei Teelöffel Kümmel in einer Pfanne rösten. Alle Zutaten zusammen mischen. Fertig ist die leichte Beilage zu allen drei Gerichten und zum Dippen für das Naan Brot.

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Normalerweise wird in der indischen Küche richtig scharf gegessen. Da neben unseren Männern auch unsere kleinen Kinder mitaßen, haben wir bewusst auf die Schärfe verzichtet und gemahlenen Chili auf den Tisch gestellt.
Danke Sukhi für diesen wunderschönen Nachmittag, für all die Einblicke in die indische Kultur und Küche. Ich bin nachhaltig inspiriert und werde schon bald wieder indisch kochen. Die Vielfalt der vegetarischen Gerichte hat mich geschmacklich umgeworfen. Wahnsinn, was in der Küche mit viel Liebe und Zeit zum Vorschein kommen kann.

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